Nachhaltige Blockchain Lösungen 2020 – ist das möglich?
Kurz gesagt: JA! Nachhaltige Blockchain Applikationen stehen schon vor der Tür. Die Blockchain kann sogar maßgeblich zum Umweltschutz beitragen und ihr schlechter Ruf aufgrund des hohen Energieverbrauchs ist nicht ganz gerechtfertigt.
Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Das wirft die Frage auf: Wie sieht es mit unserer Zukunftstechnologie namens Blockchain aus, auf die viele große Pioniere in aller Welt ihr Vertrauen setzen?
Arman Sarhaddar, CEO der Vault Security Systems AG und Erfinder von ivault, beantwortete in diesem Interview mit Industry of Things einige kritische Fragen zum Thema. Seine Antworten haben wir hier zusammengefasst, um Ihnen zu zeigen, warum Blockchain nicht einfach mit Bitcoin, einem hohem Energieverbrauch und geringer Umweltverträglichkeit gleichgesetzt werden darf.

Nachhaltige Blockchain Lösungen werden für Unternehmen und Endverbraucher genau wie nachhaltige Wirtschaftsmodelle immer wichtiger. Aber wie ist es möglich, unsere Umwelt und die Natur zu schützen, indem wir eine Technologie verwenden, die in der Vergangenheit fast ausschließlich für das erschreckend energie-aufwändige Bitcoin-Mining genutzt wurde?
1. Warum hat die Blockchain einen schlechten Ruf in Sachen Nachhaltigkeit?
Unser CEO erklärt, dass Blockchain in Bezug auf Umweltverträglichkeit keinen guten Ruf genießt. Das liegt daran, dass der Begriff trotz wachsender Kenntnis immer noch stark mit Kryptowährungen wie Bitcoin assoziiert wird.
Das Bitcoin Mining ist in der Tat energie-intensiv: Der Proof-of-Work-Algorithmus (PoW), mit dem unter anderem neue Coins generiert werden, ist mit einem sehr hohen Rechenaufwand verbunden. Eine einzige Transaktion verbraucht heute so viel Energie wie 1,5 amerikanische Durchschnittshaushalte pro Tag.
Dies ist kritisch zu sehen, da z.B. auch in China viel Mining betrieben wird. Dort stammt der notwendige Strom oft aus Kohlekraftwerken, was die Mining-Aktivitäten extrem klimaschädlich machen.
„Aber Bitcoin ist nicht Blockchain und Blockchain ist nicht Bitcoin.“ – Gut gesagt, Arman.
2. Was ist mit nachhaltigen Blockchain Anwendungen außerhalb der Krypto-Welt aus?
Heute können wir aus vielen verschiedenen Algorithmen wählen und es gibt viele gute Alternativen zum PoW-Algorithmus, die weniger Energie verbrauchen und in Zukunft sogar CO2-neutral werden könnten. Jede Option hat allerdings Vor- und Nachteile, die im Hinblick auf die Umweltverträglichkeit abgewogen werden müssen.
Die meisten Firmen verwenden tatsächlich eher nachhaltige Blockchain-Algorithmen: Für ein Unternehmensnetzwerk wird das energie-aufwändige Cybersecurity-Level wie bei Bitcoin einfach nicht benötigt.
Die meisten Anwendungen der Blockchain oder Distributed-Ledger-Technologie (DLT), die für Unternehmen entwickelt wurden, kommen also ohne den energie-intensiven PoW-Algorithmus aus. Die Netzwerke sind nicht wie das Bitcoin-Netzwerk frei zugänglich, sondern benötigen eine Erlaubnis (permission-based networks).
Anstelle eines Proof-of-Work kann z.B. ein Proof-of-Stake verwendet werden – man muss in diesem Fall nicht alle technologischen Details verstehen, sondern nur die Tatsache, dass Rechenleistung und Energieverbrauch damit drastisch reduziert werden können.
Dennoch können diese nachhaltigen Blockchain Lösungen immer noch die gewünschte Leistung erreichen.
3. Kann die Blockchain Technologie auch zum Umweltschutz beitragen?
Es gibt viele Geschäftsmodelle, die soziale und ökologische Probleme direkt mit SDGs (Sustainable Development Goals) angehen. Wie jede Technologie kann die Blockchain für verschiedene Zwecke eingesetzt werden. Zum einen kann sie den Papierverbrauch durch die sichere und dauerhafte Aufzeichnung kontinuierlich abrufbarer Daten enorm reduzieren.

Aufgrund ihrer Fähigkeit, Daten unveränderlich zu erfassen, hat die Blockchain ein besonders großes Potenzial für den Umweltschutz. Derzeit wird sie bereits zur Erfassung von Daten über die natürliche Umwelt und Veränderungen in Ökosystemen eingesetzt.
Zum anderem gibt es bereits nachhaltige Blockchain Anwendungen in der umweltfreundlichen Aquakultur, welche die Distribution von Fischen rückverfolgbar machen und die ökologische Verantwortung des Unternehmens belegen können.
Die Überwachung der Supply Chain ermöglicht es, minderwertige Produkte früher im Prozess zu identifizieren. So kann das Ausmaß von Rückrufaktionen und Neuproduktionen reduziert werden, was sich positiv auf die Treibhausgasbilanz und andere Ressourcen auswirkt.
Ein weiteres wichtiges Thema ist der Fälschungsschutz. Gefälschte Produkte sind oft hochgradig umweltbelastend. Es erscheint lächerlich, zu erwähnen, dass das Ausmaß hier kaum skalierbar ist, da es keine gesetzlichen Kontrollen der Produktions- und Vertriebsstandards in diesem zweifelhaften Sektor des Welthandels gibt…
Nachhaltigkeit hat neben der ökologischen Dimension auch eine ethische Komponente. Neben dem Verbraucherschutz kann Blockchain sicherstellen, dass die Waren unter verantwortungsvollen Bedingungen produziert wurden.
Im Fairtrade-Segment zum Beispiel werden nachhaltige Blockchain-Lösungen nach und nach etabliert und garantieren faire Arbeitsbedingungen sowie die Einhaltung der Menschenrechte.
Ein weiterer Aspekt ist, dass in einigen Märkten bis zu 70 Prozent der Medikamente gefälscht sind. Schätzungsweise sterben 100.000 Menschen jedes Jahr an den Folgen der Einnahme von Arzneimittelfälschungen.
Eine Technologie wie die Blockchain zur Verfolgung der Supply Chain, mit der die Echtheit von Medizinalprodukten nachgewiesen werden kann, trägt dazu bei, das Risiko zu verringern und die Zahl der tödlichen Vorfälle potenziell zu minimieren.
Auf der anderen Seite ermöglicht die Blockchain Smart Contracts, die unter bestimmten vereinbarten und unveränderlichen Bedingungen automatisch in Kraft treten. Das „Wenn-Dann“-Prinzip kann zum Beispiel für automatische Zahlungen genutzt werden. Dadurch sind Zahlungsverzögerungen oder -Unterschlagungen nicht mehr möglich.
Die gesamte Geschäftswelt kann von direkten und transparenteren Beziehungen profitieren, die durch nachhaltige Blockchain Lösungen katalysiert werden. Dies entspricht auch dem Grundgedanken der Technologie: Ein transparentes Netzwerk, in dem Transaktionen von jedem eingesehen und verfolgt werden können, kann Korruption ausschließen.
5. Was muss getan werden, um die Ökobilanz und das Image der Blockchain zu verbessern?
Die Tatsache, dass Bitcoin einen sehr hohen Energieverbrauch hat, der den Verbrauch von Ländern wie beispielsweise der Schweiz übertrifft, wird in den Medien in der Regel stärker thematisiert als die Möglichkeiten in Sachen Nachhaltigkeit.
Das Wichtigste ist, dass das öffentliche Bewusstsein für den grundlegenden Unterschied zwischen Krypto-Währungen wie Bitcoin und Blockchain weiter wächst.
Die steigenden Anforderungen an nachhaltige Wirtschaftsmodelle treibt die technische Entwicklung von Blockchain-Anwendungen für Unternehmen, die langsam in die Praxis umgesetzt werden, weiter an.
Wir sind bereits auf dem richtigen Weg – nachhaltige Blockchain Anwendungen, die z.B. für Energieeinsparungen oder Abfallvermeidung entwickelt werden, machen ihren Energieverbrauch mehr als wett. In Zukunft wird sich dieses Gleichgewicht weiter verbessern.

In Zeiten, die so viel Skepsis und Zweifel provozieren wie heute, ist es zumindest gut zu wissen, wie schnell sich die Natur erholen kann, wenn wir in Sachen CO2-Emissionen und Umweltverschmutzung so radikal auf die Bremse treten, wie jetzt – durch das Coronavirus gezwungenermaßen. Mit der Blockchain kann der Umweltschutz weiter voran getrieben werden.
Alle Artikel von CEO Arman Sarhaddar unter anderem zu den Themen Supply Chain und nachhaltige Blockchain finden Sie auch in seinem Industry of Things Expertenprofil hier.
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